Etappen Südinsel
Northeast
REISEBERICHT
22. - 23. November – Fahrt nach Nord-Ost
Ohau Point und Kaiteriteri
Die nächste Station unserer Reise sollte die Golden Bay sein, für den Weg dorthin planten wir zwei Tage ein, da ein Teil der Strecke gesperrt und eine Umleitung vorgesehen war. Außerdem nahmen wir uns gerne Zeit, da Fahrstrecken auf Neuseeland sich nicht anhand der Kilometer als kurz oder lang beschreiben lassen. Zunächst führte uns die Straße an der Küste entlang und hier war schon mal der erste Zwischenstopp: Ohau Point. Auf benachbarten Felsen und Klippen tummelten sich Fur Seals, Red Billed Gulls waren bei der Familiengründung, Tara-Seeschwalben saßen bereits auf ihren Gelegen und bei den Spotted Shags bettelte der Nachwuchs um Nahrung. Irgendwann mussten wir uns losreißen. Wir hatten vor, abends in Motueka zu sein, wo wir zwischenübernachten wollten. Dort sollte es wohl auch ein Naturreservat an der Küste geben. Bis dahin waren etliche Kilometer zurückzulegen. Die Strecke war landwirtschaftlich geprägt, die Wildheit der Küste wich glattrasierten Hügeln zur Weidehaltung und dann kamen die ersten Weinberge in Sicht. Es wurde flacher, Obstplantagen mit Netzen über den Kirschbäumen prägten das Landschaftsbild. Nach einem weiteren Pass ging es durch Hopfenanbauland bis Motueka. Hier übernachteten wir, beschirmt von Kahikateas. Am Folgetag war der Abstecher zur Bucht von Kaiteriteri ein Muss, bevor wir über einen Pass Richtung Golden Bay neuen Horizonten entgegenfuhren.
Direkt am State Highway 1 liegt der Parkplatz und Aussichtspunkt Ohau Point. Eine lange Plattform eröffnete uns einen guten Einblick in das Familienleben von Fur Seals, Red Billed Gulls, Tara Seeschwalben und Spotted Shags.
Das alles spielte sich vor uns ab, Vögel und Robben verhielten sich ungezwungen und frei. Und einmal mehr durften wir uns so als Gäste der Natur fühlen wie schon in den Tagen vorher in Kaikoura.
Bei den Fur Seals (Neuseeländische Seebären) war einiges los. Einige der Jungen waren schon recht groß.
Neuseeländische Seebären unterscheiden sich von Seelöwen durch ihre spitze Nase, außerdem sind sie kleiner. In Neuseeland sind diese Seebären vor allem an felsigen Küsten anzutreffen, Seelöwen an den Sandstränden. Erkennbar sind die Seebären an ihren äußeren Ohrenklappen und ihre Hinterflossen können sie nach vorne drehen und sich an Land schnell bewegen. Charakteristisch ist die spitze Nase mit langen, hellen Schnurrhaaren und einen Körper, der mit zwei Fellschichten bedeckt ist. Das Fell ist auf dem Rücken dunkel graubraun und unten hell; wenn es nass ist, sehen Kekenos fast schwarz aus. Bei einigen Tieren haben die längeren Oberhaare weiße Spitzen, die dem Tier ein silbriges Aussehen verleihen.
Ausgewachsene Weibchen können bis zu 1,5 m lang werden und 30-50 kg wiegen, ausgewachsene Männchen erreichen eine maximale Länge von 2,5 m und bringen stattliche 90-150 kg auf die Waage.
Fur Seals ernähren sich hauptsächlich von Tintenfischen und kleinen Mittelwasserfischen, aber auch von größeren Arten wie Meeraalen, Barrakudas, Makrelen und Hoki. Dazu müssen und können sie tief tauchen, tiefer als andere Robben.
Von weiblichen Pelzrobben an der Westküste ist bekannt, dass sie (gelegentlich) tiefer als 238 m tauchen, und zwar bis zu 11 Minuten lang.
↑ Kekeno – Arctocephalus forsteri – Neuseeländischer Seebär – New Zealand Fur Seal
Native – Einheimisch
Es war einiges los in der
Kolonie – Erwachsene und Jungtiere, geschickt und ungeschickt, zierlich oder
auch „gut beieinand“. Es gab knifflige Situationen, die sich aber
augenscheinlich lösen ließen.
Die Taraseeschwalben saßen auf den Nestern, die sie zuvor auf den Felsplateaus aus einigen Zweigen und Grünzeug zusammengetragen hatten. Die Spotted Shags nutzten auch die Felsstruktur mit den Halbhöhlen – hier waren die Jungen schon geschlüpft und auch schon gewachsen. Sie hatten noch etwas von kleinen Dinos an sich und einen entsprechenden Appetit, der von den Eltern Nahrung einforderte.
↑ Tara – Sterna striata – Taraseeschwalbe – White fronted tern
Native – Einheimisch
↑ Kawau tikitiki – Phalacrocorax punctatus – Tüpfelscharbe – Spotted shag
Endemic – Endemisch NZ
Hier bei den Red Billed Gulls war aktive Familiengründung angesagt. Weitere Red Billed Gulls brüteten bereits.
↑ Tarāpunga – Chroicocephalus novaehollandiae scopulinus – Rotschnabelmöwe/Weißkopflachmöwe – Red billed gull
Native – Einheimisch
Zunächst ging es nordwärts auf dem State Highway 1, immer wieder gab es Baustellen zur Straßenunterhaltung. Dann änderte sich das Landschaftsbild, Hügelland mit abgeweideten Hügelkuppen, ohne Wald, dann Weinberge zogen am Fenster vorbei.
Irgendwann bogen wir dann landeinwärts ab, der State Highway war bei Nelson gesperrt, so dass wir eine Alternativroute fuhren. Als wir uns Motueka näherten, durchquerten wir das neuseeländische Hopfenanbaugebiet. Hopfen ist in Neuseeland eine aufstrebende Nutzpflanzenart, der hier in hoher Qualität und vom mildem meeresnahen Klima begünstigt angebaut wird.
↑ Tauhou – Zosterops lateralis – Graumantelbrillenvogel – Silvereye
Native – Einheimisch
Hier am Motueka Sandspit liegens verschiedene Landschaftsformen nebeneinander – Achterwasser, ein kleines Wäldchen wie hier, eine schmale Landzunge aus Sand und Marschland, dazu der Pazifik, der diese Landschaft je und je neu formt.
Leider durchbrach Squadgeheule die Abendruhe unserer Wanderung. Und einige Hundebesitzerinnen fanden es offenbar gut, ihre Hunde frei laufen zu lassen. Quer durch diese ruhige Furt, einigen Reihern hinterher. Natur zur Freizeitgestaltung als Trampolin der eigenen Eitelkeiten auszunutzen, sich frei fühlen zu wollen auf Kosten der Freiheit der Lebewesen hier - dieses Phänomen gab es auch in Neuseeland, wie es eben überall vernünftige und unvernünftige Menschen gibt. Wir liefen dann zwar noch weiter, fühlten uns aber irgendwie wie Zu Hause, wenn im Nationalpark Leute ihre Hunde frei laufen lassen.
↑ Pukeko – Porphyrio melanotus –Purpurhuhn – Pukeko
Native – Einheimisch
Pukekos sind recht territorial und können durchaus vehement
werden. Wir sahen auch eine sehr irritierte und gerupfte Mallard fliehen.
↑ Poaka – Himantopus himantopus leucocephalus oder Himantopus leucocephalus – Stelzenläufer/Weißgesichtsstelzenläufer – Pied stilt or Black-winged stilt
Native – Einheimisch
Dieses Flachwasser wurde
von Reihern und den Stilts zur Nahrungssuche genutzt. Bis, nun ja…siehe oben.
Unser Top-Ten Holiday Park in Motueka hatte als ständige Bewohner die alten Kahikateas, die Schatten spendeten und für ein angenehmes Mikroklima sorgten. Nachts sang der Wind in ihren Kronen. Jeder Baum hatte seine Plakette und seine Nummer.
Ist das wirklich? Real? Ja, Du spürst den etwas groben Sand unter den Füßen, der mit den Wellen in Bewegung ist, das Wasser ist frisch, aber nicht kalt und die Sonne scheint, wie sie soll. Mittendrin wir, hier an der Bucht von Kaiteriteri. Mittagessen in einem der Restaurants ist das eine, Uta bestellte vor, huschte mit den Badesachen in das öffentliche WC zum Umziehen, dann hinein in diese Herrlichkeit. Wenn auch nicht so lange, das Wasser fühlt sich beim Schwimmen so an wie bei uns im Mai in der Ostsee. Aber hier, das ist Pazifik. Mit hohem Salzgehalt und prickelnd, fast brennend auf der Haut.
Es hat sich gelohnt, dieser Idee kurzfristig nachzugehen für diesen entspannenden Zwischenstopp auf der Weiterfahrt zur Golden Bay.
Kaiteriteri ist eine geschützte Bucht im Abel Tasman Nationalpark. Von hier aus starten Taxiboote, auch mit dem Rad oder auf einer Wanderung lässt sich die Küste dort in mehreren Tagen erkunden.
Unsere Fahrt wurde dann nochmal etwas fordernd: Die Straße schraubte sich zum Takaka-Hill (760m N.N.) hoch und auf der anderen Seite wieder hinunter. Die Fotos geben einen Eindruck von der Strecke. Oben am Takaka Hill Lookout machten wir auch Rast und wanderten ein Stück durch den niedrigen Wald und die Felslandschaft bis zur Aussichtsplattform. Dabei fielen uns besondere, Dolinen genannte, Felsformationen auf.
↑ Tikaokao – Callipepla californica – Schopfwachtel – California Quail
North American introduced – eingeführt und eingebürgert
In der Seitenstraße bei unserem Bed&Breakfast, der Twin Waters Lodge lustwandelte dieses Pärchen der California Quails, beide mit ihrem elegantem Kopfschmuck.
↑ Tūī – Prosthemadera novaeseelandiae – Pastorenvogel – Tui
Endemic - Endemisch NZ
Und oben auf der Leitung sang der Tui. Oder besser, er ließ seine besonderen variantenreichen Rufe ertönen, mal kieksend, dann flötend, wieder schnarrend, wie eine Tür, die nicht geölt ist, Kadenzen rauf und runter mit kleinen Ausrufezeichen.
Wir brauchten nur die Straße überqueren, einem kleinen Pfad folgen und dann streckte sich der weite Strand, noch bei Ebbe, aber in Erwartung der Flut vor uns. In den Prielen und auf Sandbänken suchten die Pfuhlschnepfen und Austernfischer ihre Nahrung.
Durch die allmählich steigende Flut befanden sie schon etwas näher. In sechs Stunden dann würde das Wasser bis an die Steine reichen, die hier aufgeschüttet waren. Diese Steine bildeten auch eine gewisse Barriere, deshalb entschieden wir uns aus einiger Entfernung von oben zu fotografieren. Später liefen wir dann an einer anderen Stelle raus aufs Watt und sahen dort eine rastende Caspian Tern ( Raubseeschwalbe ) weiter draußen auf einer Sandbank.
↑ Kuaka – Limosa lapponica – Pfuhlschnepfe – Bar-tailed godwit
Native – Einheimisch
Tōrea pango – Haematopus unicolor – Neuseeländischer Austernfischer – Variable oystercatcher
Endemic - Endemisch NZ
Die hier anzutreffenden Pfuhlschnepfen (Godwit's) haben Ihre Brutgebiete in Alaska und überwintern hier in NZ.
Sie sind Langstreckenzieher mit beindruckenden Flugleistungen.
↑ Taranui – Hydroprogne caspia – Raubseeschwalbe – Caspian tern
Native – Einheimisch
Diese weltweit verbreitete größte Seeschwalbe ist seit dem 20.Jahrhundert auf Neuseeland als Brutvogel nachgewiesen.
Der Name der Lodge – Twin Waters Lodge – passte gut. Hinter dem Haus gab es ein weitläufiges Schilfgebiet und ein tidenabhängiges Achterwasser. Auf der anderen Seite der Straße ging es über die Strandgrundstücke ans Wasser.
Und dann gab es auch noch
reichlich Wasser von oben. Von unserem Zimmer aus sahen wir in Regenschleier, dazu
kam kräftiger Wind. Ja, ab und an während unseres Urlaubs waren wir dankbar,
ein festes Quartier zu haben.
Während der Nacht war es dann weiterhin regnerisch und auch ziemlich abgekühlt. Natürlich hofften wir auf eine Besserung, denn am nächsten Tag wollten wir ja zu den Gannets. Dies sollte einer der Höhepunkte der gesamten Reise werden.