Etappen Südinsel
Entlang der Westküste
REISEBERICHT
15. - 18. November: Unsere Fahrt entlang der Westküste und über den Lewis Pass
Haast– Ross–Hanmer Springs
Von Queenstown aus ging es entlang des langgezogenen Lake Wanaka und mit Blick auf die Berge des Mount Aspiring National Parks. Unterwegs unternahmen wir eine Wanderung zu den Blue Pools und begegneten einem kleinen grünen Vogel, dem Rifleman. Zwei kleine Stippvisiten bei Wasserfällen an der Fahrtstrecke und üppige Baumfarne, die die Straße säumten, gehören zu den Impressionen dieses Tages. In Haast übernachteten wir auf einem ungewöhnlichen Campingplatz. Die raue Westküste mit der Tasman Sea konnten wir bei Ship Creek vom Aussichtsturm erleben. Dort zog es uns dann auf einen Pfad durchs magische Grün eines alten Kahikatea-Waldes. Diese beeidruckenden Bäume blieben hier, in einem Schutzgebiet erhalten. Entlang der neuseeländischen Alpen mit dem Franz Josef Glacier und Mount Cook ( beide hüllten sich in diesen Tagen in Nebel ) ging es weiter nach Ross Beach. Auch dort, direkt an einem wilden Strand mit donnernden Wellen gibt es einen Top Ten Holiday Park – mit besonderer Architektur der Servicegebäude. Von Ross Beach aus führte uns unsere Fahrt über den Lewis Pass nach Hanmer Springs, als Zwischenstation zu unserem Ziel Kaikoura an der Pazifikküste. Wir sahen einen Spornpieper zwischen Treibholz am Strand der Tasman Sea und unseren ersten Doppelbandregenpfeifer am Kiesstrand in Kaikoura.
Der Top 10 Holiday Park in Queenstown – unser Zuhause auf Zeit für letzten drei Nächte.
Auf der Fahrt nach Westen überquerten wir nochmal den Shotover River, dann blieb Queenstown hinter und unter uns im Tal zurück.
Die Crown Range Road schraubte sich in immer neuen Kurven bergauf, hinter dem Arrow Junction Lookout Point führte sie uns wieder bergab Richtung Wanaka.
Die Landschaftsbilder waren eindrucksvoll und gleichzeitig einander ähnlich, türkisblaue Seen gingen ineinander über, die Vegetation mit Südbuchen, Farnen, aber auch mit Nadelhölzern und einzelnen Palmen wirkte irgendwie schon vertraut.
Auf einem frischgepflügten Feld ließ sich für die Austernfischer und Schwarzstirnseeschwalben einiges Nahrhafte in der aufgeworfenen Erde finden, die Austernfischer durchkämmten das Feld, die Schwarzstirnseeschwalbe begutachtete die Situation von oben, um dann je und je hinabzustoßen. Deshalb trägen die Schwarzstirnseeschwalben übrigens im Englischen den Namen Ploughboy, wahrscheinlich genau wegen dieses Verhaltens, über Wiesen und Äckern nach Insekten und Würmern zu suchen.
↑ Tarapirohe – Chlidonias albostriatus – Schwarzstirn-Seeschwalbe – Black fronted tern, Ploughboy, Inland Tern oder Riverbed Tern
Endemic – Endemisch NZ
Tōrea pango – Haematopus unicolor -Neuseeländischer Austernfischer - Variable oystercatcher -
Endemic - Endemisch NZ
↑ Tarāpuka – Chroicocephalus bulleri – Maorimöwe – Black-billed gull
Endemic - Endemisch NZ
Karoro – Larus dominicanus – Südliche Schwarzrückenmöve/Dominikanermöwe - Black-Backed-Gull
Native – Einheimisch
Das Feld zog auch diese Maorimöwe und die doppelt so große Schwarzrückenmöwe an.
Direkt an der Straße Richtung Haast liegt linkerhand ein Wanderparkplatz, Ausgangspunkt für die Wanderung zu den Blue Pools. Der Weg schlängelt sich durch ursprüngliche Waldlandschaft, die eingerahmt wird von der Kulisse des Mount Aspiring.
Und wo ist er hin, der Silvereye? Zwei Fotos oder vielleicht doch drei??
↑ Tauhou – Zosterops lateralis – Graumantelbrillenvogel – Silvereye
Native – Einheimisch
Die Blue Pools in ihrer transparenten Klarheit sind natürlich Anziehungspunkt. Vor den Hängebrücken kann es sich dann unter Umständen schon mal stauen. Wir waren an dem Nachmittag schon relativ spät dran und so war es relativ ruhig.
Im grünen Blätterdickicht sahen wir etwas huschen, klein, flink, grün. Dieser kleine Vogel mit dem leicht aufwärts gebogenen Schnabel und dem grasgrünen Rücken und Kopf war für uns eine Neuigkeit. Wir bestimmten ihn anhand der Fotos und Literatur als Rifleman. Der Alternativname Grenadier rührt von der Ähnlichkeit ihres grünweißen Federkleides mit der Uniform der Grenadiere her. Er wiegt soviel wie zwei Stück Würfelzucker, sechs Gramm und huscht flink durchs Unterholz. Vom Habitat ist er dem Zaunkönig ähnlich, gehört aber zur Familie der Stummelschwänze, deren andere Vertreter bereits ausgestorben sind. Seine Krallenform zeigt, er ist ein Spezialist für das Klettern an Baumstämmen ( aufwärts und abwärts ). RIflemans sind monogam und bleiben lebenslang mit ihrem Partner zusammen. Bei der Nestlingsaufzucht helfen übrigens auch die vorjährigen Jungvögel, was Neuseelands kleinsten Vogel erfolgreich sein lässt.
↑ Tītitipounamu – Acanthisitta chloris – Grünschlüpfer – Rifleman
Endemic - Endemisch NZ
↑ Acanthis flammea , subspecies cabaret – Common redpoll – Birkenzeisig
European introduced – eingeführt und eingebürgert
Der Name Fantail Falls gefiel uns natürlich besonders. Wir hatten den Hinweis als Straßenschild gelesen. Die Besucherlenkung zu kleinen Naturschätzen und die Anlage der Wege wird vom Department of Conservation verantwortet. Die frische Farbgebung in Grün Gelb hat Wiedererkennungswert und passt gut zur Landschaft, die hier mit Baumfarnen und Südbuchen etc. in vielschichtigem Grün leuchtete.
Der Campingplatz in Haast begrüßt mit einem besonderen Servicegebäude seine Gäste. Es ist ein ausrangierter und umgebauter Hangar. Zwei Küchenzeilen, ausreichend Eßplätze, geräumige und saubere Sanitärbereiche, all das geregelt durch die „Hangar Rules“. Wir fühlten uns erinnert an den Hangar auf Attu im Film „Ein Jahr Vogelfrei“. Im Film übernachten die Birder in einem arktischen Frühling im Hangar in Stockbetten. Wir schliefen in unserem Campercar.
↑ Pukeko – Porphyrio melanotus –Purpurhuhn – Pukeko
Native – Einheimisch
Auf der Wiese begegnete uns wieder ein alter Bekannter.
Ship Creek an der Tasman Sea wurde 1867 Fundort von Wrackteilen. Doch als man die Hölzer und die Nägel untersuchte, konnten sie keiner Strandung an dieser Küste zugeordnet werden. Ein Geisterschiff konnte es ja nicht sein. Die Eichenplanken des Schilffsrumpfes wurden untersucht und dem Clipper Schomberg zugeordnet, der vor der Ostküste Australiens gestrandet war. Zur weiteren Abklärung wurden einige Teile an die Schiffsbaufirma Hall&Co in Aberdeen geschickt, dem Geburtsort der Schormberg – und die Vermutung wurde zur Gewißheit: Durch die starke Drift der See waren die Wrackteile von Victoria in Australien an die Westküste Neuseelands gelandet. Die Schormberg war laut Zeitzeugen ein sehr schönes Schiff. Doch auf ihrer Jungfernfahrt vor der australischen Küste auf ein Riff gelaufen. Die Passagiere und Ladung konnten von einem anderen Schiff gerettet werden, bevor die Schormberg einige Tage später auseinanderbrach. Der Kapitän wurde wegen grober Fahrlässigkeit (Kartenspiel unter Deck etc.) angeklagt.
Von Ship Creek aus führt ein Rundweg durch einen urwüchsigen
Kahikatea Wald, eine Gemeinschaft von großen und kleinen Baumpersönlichkeiten.
Bei einigen wohnen kleine Pflanzen oder sie tragen Moospullover. Kahikateas
können, wenn man sie leben lässt, tausend Jahre alt werden und ihre Ahnen sahen
schon die Sonne über Gondwana Land aufgehen.
Der Kahikatea Swamp Forest Walk ließ uns immer wieder
staunend anhalten und nach oben schauen. So viel Grün. So viele der alten
Kahikateas, die hier erhalten waren. Da uns diese Bäume besonders faszinierten,
möchten wir sie an dieser Stelle portraitieren: Die Kahikatea -
Dacrycarpus dacrydioides – White Pine – neuseeländische Warzeneibe. Sie kann
über 50 m hoch wachsen mit einem Durchmesser von 2 m. Sowohl von den Maori als
auch von den europäischen Einwanderen wurden die Bäume genutzt, als Nahrungsquelle,
später wurden sie in größerem Ausmaß gefällt, weil ihr Holz als
Verpackungsmaterial für neuseeländische Butter Verwendung fand, also „echt bio“
mit verheerender Auswirkung auf die Population der Kahikateas. Dies wurde auf
Infotafeln am Pfad dokumentiert und erklärt.
Auf einer weiteren
Infotafel lasen wir und haben es an der Stelle übersetzt: „Wenn Sie hoch zu den
Kronen der alten Kahikatea blicken, sehen Sie vogelnestartige Pflanzen wie
Kiekie, Astelia-Lilien, Farne, Orchideen, Flechten, Moose und Leberblümchen,
die alle in diesem Dachgarten wachsen. Zusammen mit anderen Kletterpflanzen wie
rātā vine, Waldrebe und Brombeerranken, die den hohen Stamm hochklettern.
Jeder Baum ist ein Wunder an Farbe und Textur und beherbergt ein ganzes
Ökosystem von Pflanzen und Insekten.
Im kleinen Dörfchen Okarito an der gleichnamigen Okarito Lagune wanderten wir los, da uns die Beschreibung im Naturführer auf den Geschmack gebracht hatte. Zwar sahen wir nicht wirklich viel Neues, aber wir waren ja unter dem Motto unterwegs, uns auf Neues einzulassen und uns auch überraschen zu lassen. Zunächst führte der Weg über den Holzsteg durch Feuchtwiesen, dann hoch in den Wald. Eigentlich war er als Rundweg ausgezeichnet, allerdings ging es nach den für den gesamten Weg ausgepriesenen 20 Minuten immer noch weiter steil bergauf, da wir keine Wegweiser für einen Rundweg mehr sahen, genossen wir einfach den Ausblick übers Meer und kehrten dann um. Denn es war trotz bedecktem Himmel schwülwarm.
↑ Riroriro - Gerygone igata – Maorigerygone – Grey warbler
Endemic - Endemisch NZ
Diese besondere Pflanze konnten wir nicht bestimmen. Sie sieht aus, als hätte ein Origami-Künstler sie gefaltet. Dafür waren der Harakeke-Flachs und sein häufigster Besucher, der Tui, bereits ein vertrautes Bild.
↑ Tūī – Prosthemadera novaeseelandiae – Pastorenvogel –Tui
Endemic - Endemisch NZ
Der Zeltplatz in Ross Beach lag direkt hinter dem Strand, auf den die Tasman Sea donnernd ihre Wellen warf. So direkt an der Küste hatten wir bisher noch nicht übernachtet. Am nächsten Morgen entdeckten wir auch hier einen Spornpieper am Strand. Er war gut angepasst an das Treibholz, das reichlich über den Strand verteilt lag.
↑ Pīhoihoi – Anthus novaeseelandiae – Neuseeland-Spornpieper – New Zealand pipit
Endemic – Endemisch NZ
↑ Weka - Gallirallus australis australis– Wekaralle –Weka
Endemic – Endemisch NZ
In der Nähe des Zeltplatzes
begegnete uns diese Weka mit zwei Jungen, als sie einen Seitenweg querten.
Wir blieben in einigem Abstand stehen. Das eine Junge hatte den Anschluss
kurz verloren und rannte dann umso schneller hinterher, was ein bisschen aussieht,
als hätte es nur ein Bein, aber bei genauem Hinschauen sieht man das andere
Bein in der Luft, es war also ziemlich schnell unterwegs.
Für unsere Route zurück zur Ostküste wählten wir den Lewis Pass, er sollte touristisch nicht so überlaufen sein. Nun, dafür war er als der niedrigere Alpenpass für die Trucks die Hauptroute. Nach unserer Mittagspause in Reefton fuhren wir über den Pass, die Strecke war nicht steil, aber viele Kurven und wenige Ausweichstellen machten sie etwas unübersichtlich. Auch wo nur 70 km vorgeschrieben waren, hing öfter ein Truck hinter uns. Also ausreizen bis zur maximal möglichen und noch sicheren Geschwindigkeit bis zur nächsten Parkbucht, auch wenn diese auf der rechten Seite lag und sowohl der Gegenverkehr als auch ein sicheres Abbiegen gut geplant sein wollten. Diese Gelegenheiten nutzten wir dann zum Fahrer/Inwechsel und Durchatmen mit Blick auf die eine oder andere Naturschönheit der Gegend. Irgendwann waren wir dann in Hanmer Springs angekommen, unserem nächsten Übernachtungscampingplatz. Geschafft.
↑ Korimako – Anthornis melanura – Glockenvogel – Bellbird
Endemic – Endemisch NZ
Am Zeltplatz in Hanmer Springs.
Ausgeruht ging es am nächste Morgen über kleine Landstraßen Richtung Kaikoura, auf den Weiden fielen uns immer wieder die bunten Kühe auf. Wofür die Farben stehen, bleibt eine interessante Frage.
An einem Parkplatz freuten
wir uns über eine ganze Familie von Fantails. Und irgendwann schimmerte am
Horizont der Pazifik als schmaler Streifen Wasser.
↑ Piwakawaka – Ripidura fuligunosa – Neuseeland Fächerschwanz – Fantail
Endemic – Endemisch NZ
↑ Tī kōuka – Cordyline australis – Cabbage tree
Endemic – Endemisch NZ
Ist mittlerweile überall auf der Welt verbreitet worden.