09-Wir drehen uns im Kreis - Auf der Suche nach dem Mornell

Auf der Suche nach dem Mornell

Norwegen 2019
Auf der Suche nach dem Mornell
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Unsere Route
Unsere Route 2018

09-Wir drehen uns im Kreis

Reisetage
Irgendwie drehen wir uns im Kreis – ein unzufriedener Tag
3.Juni  2019
Kviltorp Camping Molde
Irgendwann aber ging es wieder um Vögel mit Federn und wir erkundeten am 3.Juni die Fjordlandschaft anhand des "Birdwatchers guide to norway" von Bjorn  Olav Tveit: Die Erkundung glich mehr einer Suche mit Kreisfahrten und Irrfahrt, trotz des Navis und einer Übersichtskarte. Denn auf der Karte von oben sahen die Biotope und Buchten anders aus als aus dem laufenden Verkehr und der Blickperspektive der Windschutzscheibe. Wir bogen mehrfach falsch ab und landeten an Punkten, wo wir schon einmal falsch oder richtig abgebogen waren, was unser Nervenkostüm herausforderte.
Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla), Dorngrasmücke (Sylvia communis)
Dreizehenmöwe (Rissa tridactyla), Dorngrasmücke (Sylvia communis)
Es machte auch hungrig. Dazu der Frust. Zwar erzielten wir mit dem kommunalen Vogelfelsen in Bud mit den Dreizehenmöwen einen kleinen Erfolg, aber dann war der mitgebrachte Tomatensalat vielleicht doch zu wenig, um den Hunger, der da schon angesichts des Fischrestaurants gegenüber des Möwenfelsens aufgekommen war, zufrieden zu stellen. Denn das Fischrestaurant gegenüber erwies sich als geschlossen. Also in einen Imbiss? Wir hatten das Auto vor so einem geparkt. Das wäre sicher günstiger gewesen als in der Hoffnung auf eine "richtige" warme Hauptmahlzeit weiterzufahren. Dann führte die Idee, in der Farstadbukta nach Seevögeln Ausschau zu halten, zu einem zeitlich und finanziell intensiven Zwischenstopp zum Mittagessen. Im zugegeben sehr schönen Restaurant namens Hustadvika-Gjestegard: Serviert wurde an dem Tag Stockfisch ala Bacalhau, eine Art Tomaten-Stockfisch - Kartoffelragout, uns schon aus der Geschichte Alesunds bekannt und durchaus gedacht, Besatzungen von Schiffen auf längeren Reisen satt zu machen - dazu gab es gesalzene Butter und das berühmte Flatbrot, das wir hier kennenlernten. Auch der Blick auf die Bucht und die Berge lohnte den Zwischenstopp, auch wenn nicht nur die Butter zum Flatbröd gesalzen war, sondern auch der Preis für uns angesichts unseres Budgets zu hoch. Die ganze Geschichte lag dann schon schwer im Magen.
Mittelsäger (Mergus serrator)
In der Farstad Bucht sahen wir zwar einige Möven und Enten auf dem Wasser dümpeln, es war jedoch ereignisarm.
 
Die Artenliste an diesem Tag blieb mit meistens schon gesehenen und auch wenig spektakulären Arten eher langweilig.
Mittelsäger (Mergus serrator)
Bereits nach diesem Vormittag fragten wir uns, ob unser Ursprungsvorhaben, zu den Lofoten hochzufahren, nicht mehr Sinn gemacht hätte. So wie an dem heutigen Tag hatte die gesamte Zeit in Norwegen im Rückblick zeitliche Unwuchten und Überhänge schon in dieser ersten Woche, da war die vergebliche Suche nach dem Mornell vergebene Zeit, auch wenn Fokstumyra ein sympathisches Biotop ist. Für Vergleichbares hätten wir in Deutschland vielleicht sogar einen Urlaub eingeplant.
Dazu die Überlegung der weiten und mautpflichtigen bzw. im Baustellenmodus befindlichen Strecke hoch zu den Lofoten. Und wieder zurück. Das war an diesem Tag jedenfalls unsere Stimmung in dieser touristisch erschlossenen Gegend, die jedoch ornithologisch eher arm war.
Doch winkte am Horizont eine kleine Insel zum Trost, die wir bereits 2010 umrundet und erlebt hatten. Wir erinnerten uns an das Inselchen Runde und seine Vogelfelsen. Nicht als Trostpreis, aber schon irgendwie als "Zufluchtsort" mit der Hoffnung auf mehr Arten, eine Art Lofoten im Kleinformat. An diesem Vormittag trafen wir die Entscheidung, am folgenden Tag die Zelte abzubrechen und dorthin zu fahren.
Insgesamt legten wir an dem gesamten Tag hier an der Hustadvika zwischen Molde und Kristianssund einiges an Kilometern zurück. Das Bewegungsmuster, das unser kleiner Tracker festgehalten hat, zeigt ein verschlungenes Muster. Auch eine Rückwärtsfahrt aufgezeichnet, gekonnt von Lutz durchgeführt, da wir in einer Sackgasse, sprich auf einem Grundstück gelandet waren. Irgendwann endlich gelangten wir an einen Aussichtspunkt, der einige Beobachtungen eröffnete und den Frust etwas abbaute. Zu den gefiederten Highlights hier gehörten Gimpel, ein Kuckuck, ein Birkenzeisig, ein Erlenzeisig und eine Heckenbraunelle.
Auf dem Wasser war zwar nichts, dafür besuchten uns aber Birkenzeisig (Acanthis flammea), Erlenzeisig (Spinus spinus) und auf einer Baumspitze sang eine Heckenbraunelle (Prunella modularis).
Auf dem Wasser war zwar nichts, dafür besuchten uns aber Birkenzeisig (Acanthis flammea), Erlenzeisig (Spinus spinus) und auf einer Baumspitze sang eine Heckenbraunelle (Prunella modularis).
Flußuferläufer (Actitis hypoleucos), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Rotschenkel (Tringa totanus), Kiebitz (Vanellus vanellus), Austernfischer (Haematopus ostralegus)
Flußuferläufer (Actitis hypoleucos), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Rotschenkel (Tringa totanus), Kiebitz (Vanellus vanellus), Austernfischer (Haematopus ostralegus)
Auf der Rücktour entdeckten wir in einem Flussdelta dann immerhin noch einige große Brachvögel. Wir mussten dafür nochmals extra umkehren und von der Hauptstrecke nach Molde abbiegen. Dabei fiel uns ein Hinweis auf, den wir uns glücklicherweise nochmals genauer anschauten.

Hinweisschild
Es kündigte an, dass der Atlanterhavsvegen vom 5.-7. Juni für Fahrzeuge bis zu 2 t gesperrt sein würde. Unser Plan war bislang, am 4.Juni diese berühmte Brückenstrecke zu befahren, bevor es uns weiter zog nach Runde. Somit lagen wir damit gut in der Zeit -  ein Tag mehr hätte unser Vorhaben durchkreuzt. Immerhin etwas.
Physisch erschöpft, aber jetzt mental aufgemuntert und entschlussfreudiger langten wir wieder am Zeltplatz an. Beim Abendessen in der Küche nutzten wir das WLAN, um die folgenden Ziele und Routen bei My Drive einzugeben und mit dem Navi im Auto zu synchronisieren. Dann wiegten uns das sonore Brummen von Flugzeugmotoren in Kombination mit der jeweils folgenden Stille und den Wellengeräuschen an der Mole in den Schlaf.
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