7-Regen - Finnland 2022

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Finnland 09.6. bis 28.06. 2022
Regen Regen ...Regen ... Regen
16.06.2022
Es hatte den Tag zuvor und die gesamte Nacht durchgeregnet. Der Regen prasselte unaufhörlich auf unser Zelt. Wir hatten es dank unserer roten Expeditionsschlafsäcke (gekauft 2019 in Norwegen) warm und trocken. Am Morgen war es immer noch regnerisch und auch neblig. Wir tappten zum Waschhaus, dann frühstückten wir in der sympathisch retroskandinavisch eingerichteten Küche. Danach sprinteten wir über die Wiese und krochen ins Zelt, wo wir die Matten und Schlafsäcke zusammenrollten und transportfertig machten. Alles kam auf die Vordersitze des Autos, denn wir wollten die Dachbox erst öffnen, sobald auch das Zelt verpackt war. Das klappte jetzt schon ganz fix. Wir verstauten Klappstühle, Zelt, Matten oben in der Box. Die Schlafsäcke fanden ihren Platz wieder hinter die Vordersitze. Also zwischen Rückenlehnen und den Küchenboxen mit Equipment und mit Vorräten. Der Kofferraum mit den Reisetaschen war unser Kleiderschrank und die Abteilung für Wäsche. So sortiert mussten wir nie lange suchen.

Jetzt fuhren wir los. Wir hatten uns für den Vormittag vorgenommen, den Bluetail ein zweites Mal zu besuchen. Ob er uns in seinem Taigaregenwald Audienz gewähren würde? Vorsichtshalber fuhren wir erstmal nach Kuhmo zum Tanken, um bei der langen Fahrt über die Schotterpiste genug Reserven zu haben. Noch auf dem asphaltierten Streckenabschnitt bis zur Abzweigung in den Taigawald konnten wir einige gute Beobachtungen machen. Ein Auerhuhn links der Straße. Zahlreiche Kampfläufer auf einem Feld. Regenbrachvögel. Eine kleine junge Limikole lief am Randstreifen entlang. Wir fuhren also nicht nur wegen des Regens umsichtig und langsam. Leider waren wir da wohl eher singulär. Etliche Verkehrsopfer wie den überfahrenen jungen Hasen auf dem Mittelstreifen hatten wir bereits am Vortag gesehen. Es regnete weiter.
Kampfläufer [Calidris pugnax] Ruff: Großer Brachvogel [Numenius arquata] Common curlew
Kampfläufer [Calidris pugnax] Ruff: Großer Brachvogel [Numenius arquata] Common curlew
Regentaiga
Wir bogen wieder ab und auf die Schotterstrecke. Und fuhren durch regenfeuchten Taigawald und vorbei an wollgrasbewachsenen Sumpfwiesen. Würde er auch heute Morgen wieder singen, der Bluetail? Würden wir noch einige Tonaufnahmen machen können und Photos ohne Regen? Das mit dem Regen konnten wir vergessen. Auch heute Morgen kam der Schirm wieder zum Einsatz. Und wir konnten am Gesang feststellen, dass hier mindestens eines, wahrscheinlicher sogar zwei singende Männchen auf Baumwipfeln ihre Reviere abgrenzten. Dies ließ uns hoffen, dass irgendwo im Hintergrund die dazugehörigen Weibchen auf den Nestern saßen.
Blauschwanz [Tarsiger cyanurus] Red-flanked bluetail
Blauschwanz [Tarsiger cyanurus] Red-flanked bluetail
Da nicht nur der Regen, sondern auch die Mücken ausdauernd waren, war es dann gegen Mittag irgendwann mit unserer Ausdauer zu Ende. Wir hatten ja zudem auch noch Kilometer vor uns, Kuopio war an dem Abend unser Ziel und zwischendurch auch noch eine warme Mahlzeit. So rissen wir uns los von diesem Beobachtungspunkt, sagten dem anmutigen kleinen Vogel in seinem regenfeuchten Reich Ade und machten uns auf den Weg. Wehmut war da schon dabei. So einen einsamen Platz mit einem für uns seltenen Vogel würden wir in der Form wohl sonst nicht oder nie mehr finden. Nur wir, der Bluetail, der Regen und die Mücken im Taigawald der tausend Wipfel.  
Endlos zog sich das nasse Asphaltband der Straße durch die Wälder zwischen Kuhmo und Kuopio. Es regnete weiter unaufhörlich. Die Landschaft triefte vor Nässe. Die Wolken hingen wie schwere Kissen in Grau und Weiß über den borealen Nadelwäldern.
Die Mittagsmahlzeit an einer Raststätte stärkte uns, aber wir durchfuhren eben weiterhin ein Regengebiet nach dem anderen. Wenn das eine aufhörte, fing nach kurzer Pause das nächste an. In Kuopio lag die Seenlandschaft im Dunst, darüber hingen die fetten grauen Wolken, als wir über die langgezogenen Brücken und Dämme fuhren. Jetzt entschieden wir uns, nicht den Zeltplatz, sondern das dazugehörige Hotel anzusteuern. Und selbst wenn es dort kein Zimmer für uns geben sollte, per WIFI sollten wir doch wohl hier eine Unterkunft finden können!? Wir hatten aber Glück, es war ein Zimmer frei. Die heiße Dusche und ein Abendessen sowie eine Nacht im abgedunkelten Modus waren jetzt das Richtige!
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