Der Ziegenmelker - Polen 2017

In den Sümpfen des Biebrzański Park Narodowy

Reisebericht Polen 2017
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Reisetage
1. Juni 2017  |   Tag 9|   Der Ziegenmelker
Grauammer; (Emberiza calandra); Corn bunting, Potrzeszcz
Unsere Fahrt führt uns zuerst auf der Suche nach Schreiadlern ins Umland von Hajnówka. Nach einer Mittagspause machen wir uns auf zum Stausee der Narew.
Ein Eldorado vor allem der Seeschwalben, die jagend übers Wasser huschen. Aber auch Familie Haubentaucher ist unterwegs, es gibt da augenscheinlich gewisse Meinungsverschiedenheiten, weil die Kleinen lieber auf dem Rücken der Eltern mit schwimmen wollen. Doch diese legen ihrerseits an Tempo zu, damit ihre Sprösslinge sich anstrengen, mitzuhalten oder weil sie eben nicht auf den Rücken von Mama oder Papa klettern sollen. Sondern selbst schwimmen.
Grauammer; (Emberiza calandra);
Corn bunting;
Potrzeszcz
Stausee; Zalew Siemianówka
Stausee; Zalew Siemianówka
Vom Beobachtungsturm können wir die Schilfgürtel und Wasserzonen des Sees und die Umgebung mit Feuchtwiesen, Büschen bis zum Waldrand überblicken. Piotr späht durch unser Spektiv und justiert es neu. Dann sagt er: Nur durchschauen, nichts bewegen. Da im hohen Gras am entfernten Waldrand ist ein brauner Rücken zu sehen, ein Elch? Nein, ziemlich schnell sehen wir: Es ist tatsächlich ein Wisent, dahinter kommt dann noch ein zweites Tier aus den Büschen. Beide weiden hingebungsvoll, die großen Köpfe ins Gras versenkt und wedeln mit ihren Schweifen die Fliegen weg.
Wisent (Bos bonasus), European bison, Żubr europejski
Dann lassen sie sich zum Wiederkäuen nieder und sind so kaum mehr auszumachen. In der Position hätten wir sie vermutlich kaum entdeckt, zumal wir sie dann nur von hinten sehen.
Glücklich und zufrieden fahren wir weiter eine große Runde und feiern den Erfolg oder auch das Geschenk an unsre Geduld oder das Glück mit Johannisbeersaft und wiederum leckerem Essen in einer bäuerlichen Gastwirtschaft.
Abends kommt für Lutz dann noch als Sahnehäubchen des Tages die Begegnung mit dem Ziegenmelker, einer Nachtschwalbenart.
Ich fahre mit Pjotr allein in den Urwald. Wir stellen den Bus an einer Kreuzung ab und laufen mehrere einhundert Meter bis zu einer Lichtung. Dort warten wir auf die Dämmerung. Dann hören wir das schnarrende Geräusch des Balzenden Männchens, das am dunklen Nachthimmel fliegt. Dann ist es weg. Auch das schnarren. Pjotr leuchtet die Bäume mit seiner Taschenlampe ab. Dort ist er. Ich sehe nichts. Bis er mich darauf hinweist, das seine Augen den Schein der Taschenlampe reflektieren. Wie bei einer Katze. Dann sehe ich ihn auch. Längs auf einem Kiefernast sitzend.
Ziegenmelker (European nightjar), European nightjar, Lelek zwyczajny
Ziegenmelker (European nightjar), European nightjar, Lelek zwyczajny
Ziegenmelker (Nachtschwalben) sitzen immer längs auf dem Ast. Die Augen reflektieren das Licht der Taschenlampe. Bei den fliegenden Männchen sind weiße Flecken am Flügel zu erkennen.
Nachgezeichnet
Schon in der Antike kam dieser ausschließlich Nachtaktive Vogel den Menschen unheimlich vor. Man hörte ihn, sah ihn aber in der Dunkelheit nicht. Man sah höchstens mal einen Schatten im Mondlicht oder am Lichtschein des Feuers. So dichtete man dem Vogel an, dass er bei Dunkelheit in die Ställe eindringt und die Milch an den Eutern der Nutztiere (damals Ziegen) saugt und dabei die Gesundheit der Tiere gefährdet.
Wenn ein Nutztier krank wurde und ein Ziegenmelker am Abend zuvor bemerkt worden war, war schnell ein schuldiger gefunden.
Deshalb heißt er in den meisten Sprachen Ziegenmelker.
Ziegenmelker (European nightjar), European nightjar, Lelek zwyczajny
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