Island 2014
Zwischen Geysiren und Gletschern

Schmale Pfade ...

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Schmale Pfade weite Blicke

Eine Insel mit zwei Bergen...

Ein schmaler Pfad führt Bergauf
 Ein schmaler Pfad führt Bergauf

23.05.2014 Besser gesagt, mit zwei Vulkanen und eingerahmt von Bergen. Am Hang des einen steigen wir im Zickzack bergauf, weil wir den Tipp bekommen haben, dass dort die Puffins wohnen. Es ist ein schmaler Weg, der uns schnell an Höhe gewinnen lässt.


Der Grashang ist steil, der Weg rutschig - aber bald erspähen wir hinter Felsvorsprüngen, die wir nun von oben einsehen können, unsere ersten Puffins der diesjährigen Islandreise - von denen auf hoher See mal abgesehen.

Wir erinnern uns noch an die Begeisterung bei unserem ersten Puffin auf Grimsey 2006 und der Freude über das Wiedersehen mit Puffins auch auf den Faröern bei der Überfahrt 2007.
Zwei stehen auf ihren kompakten roten Beinchen im Gras und blicken versonnen ins Tal.
Sie wirken mit ihrem breitbeinigen Gang, mit ihrem bunten Schnabel, dem schwarzweissen Feder-Frack und dem melancholischen Blick unter schrägen Augenbrauenwülsten wie die Mischung aus dem berühmten Clown Crock und Charlie Chaplin.

Blick vom Berg auf die See
 Blick vom Berg auf die See

Wir steigen über etwas rutschige Rasentreppen weiter bis zu dem Punkt, wo Klippe und Horizont sich berühren. Zwar geht es dahinter nicht ganz steil, aber doch ziemlich deutlich abschüssig weiter, auf nassem Gras würde es schnell eine Schussfahrt bis über den Punkt, wo die Wiese endet und der Fels beginnt. Draußen tuckert ein Fischerboot zu seinen Fanggründen. Wale sehen wir, leider, wieder keine. Ruth hatte uns erzählt, dass im Winter für 14 Tage zahlreiche Wale verschiedener Arten im Hafen herumschwammen. Orcas, Buckelwale...Dafür würde jedenfalls eine von uns,  hätte sie das Geld, das nächste Flugzeug nach Keflavik, von dort aus den Bus zum Inlandsflughafen und von dort den kleinen Flieger nach Heimaey nehmen.
Würden wir beide.

Vorsichtig laufen wir wieder ins Tal und dann weiter auf dem wunderschönen Küstenpfad hinter dem Golfplatz und weiter Richtung Schafweiden und Wetterstation. Einige Zäune müssen wir dabei auch überklettern. Es gibt so genannte Schaftreppen. Nur, dass wir kein Schaf darüber klettern sahen. Oft halten wir an und schauen uns satt und doch nicht satt an dem Ausblick auf die Felsen und Inselchen am Horizont. Wir können nicht aufhören zu schauen und die Augen lassen sich fallen in dieses Blau, diesen Horizont, die Felsformationen, den Schwung eines Eissturmvogelflugs.

Hier bei dem Weiden beobachten wir auch die ersten Kurzschnabelgänse.

Einmal nur, 2006, hatten wir sie schemenhaft im Frühjahrsschneesturm beobachtet.Damals waren wir vom Dettifoss aus Richtung Ringstrasse unterwegs. Die legendäre Kurzschnabelgans, in USA Pinkfoot-Gans genannt, die als heimlicher Star des Films "Big Year" immer wieder erwähnt und nur am Schluss gesichtet wird. In den USA ist die Pinkfootgans nämlich ein seltener Gast.

So häufig und so nah haben wir sie auch in Island bisher nicht gesehen
Hier auf Island ist sie sozusagen heimisch (jedoch nicht auf den Westmännerinseln).
In der Komödie über Birder (Big Year oder auf deutsch ein Jahr Vogelfrei) und die verschiedenen Grade zw. Faszination, Begeisterung, aber auch Besessenheit und Konkurrenzkampf verpassen Sam und Hugh die Kurzschnabelgans nur knapp, während ihr Konkurrent Bostick sich vorgeboxt hat und ihnen verkündet, er habe sie noch abfliegen sehen. Ein wirklich schönes Tier. Sicher sei sie jetzt schon auf dem Weg nach Island.. 
An die Komödie und einzelne Szenen erinnern wir uns während dieser Reise immer wieder.
Schon am gleichen Abend.

 

 

 

 

 

 

 

Unsere fahrt zur Insel Ellidaey (Elliðaey)

Denn da startet unsere Ribboattour¹ zur Nachbarinsel Ellidaey.
Eine Fahrt mit dem Ribboat ist bei Wellengang wie der Ritt auf einem Wildpferd, das sich in Bocksprüngen fortbewegt.
Ein Loslassen würde wohl ins eisig kalte Wasser katapultieren.

Für diesen Fall haben wir gelbe Strampelanzüge für Erwachsene angezogen bekommen. Ich glaube, dass sie nicht viel bewirken könnten.
Als wir uns der Insel nähern, verlangsamt das Boot und schaukelt auf den Wellen nahe den Klippen.
Seekrankheit stellt sich besonders jetzt ein, wenn es langsamer wird, beim "Stampfen und Schlingern" (O-Ton im Film Big Year), außer, Du fixierst den Horizont.
Lutz hat das Problem nicht und kann sich auf die Stormswallows konzentrieren.
Die allerdings heute nicht fliegen.
Doch die Vogelfelsen hallen vom eindrücklichen Jaulenden und kreischenden Ruf der Dreizehenmöven wider.
Jetzt fahren wir zur Nachbarinsel Bjarnarey, sie hat irgendwie die Form eines Kanapees ohne Rückenlehne - vor etlichen Jahren brach übrigens ein Drittel des Kanapees, pardon, der Insel ab und verursachte eine Flutwelle. Jetzt sind die Wellen sowieso schon hoch. Uns dämmert jetzt, dass die Jenseitserwartung von Seeleuten, dass die Seelen Ertrunkener als Seevogel über der nassen Gischt dahin vagabundieren, für sie nicht so erstrebenswert war, wie ein festes Grab unter Heimaterde.

Brutkolonie auf Ellidaey
 Brutkolonie auf Ellidaey

Wir nähern uns der Insel trotz der Wellen, die an ihr hochlecken wie ein wildes Rudel und das Boot in Richtung Felswand drücken, drehen dann aber bei. In raschem Speed und unter Schreckensjubel steuern wir die Hafeneinfahrt von Heimaey an. Aus der gerade der Fischtrawler von heute morgen zur nächtlichen Fangfahrt aufbricht. Der Ribboatkäptn und der Käptn des Trawlers kennen sich offenbar, sind vielleicht sogar bei dem folgenden Manöver aufeinander eingespielt, denn das Ribboat hält direkt auf das weitaus größere Schiff zu und kreuzt direkt hinter ihm, während es bis unmittelbar vorher nach Zusammenstoß mit Tonnen Stahl ausschaut. Wir können die narbige weiße Farbe des Anstrichs und sogar die rostigen Partien der Schiffswand schon gut sehen…

Das Hochgefühl des Überlebens schüttelt uns noch durch, als wir in das windstille Hafenbassin einlaufen und in einer der nahegelegenen Grotten der Motor abgestellt wird- hier ist es ruhig und die Wellen werden von der Höhlendecke reflektiert.

Wir schaukeln leise auf dem Wasser und hören von Seeräubern, von Orca Willy alias Keiko und anderes, was irgendwie nicht mehr so im Gedächtnis war. So wie die Tatsache, dass Lutz nach der Landung beim Ausziehen seines Anzugs aus Neopren seine Handschuhe drin vergessen hat. Was erst am nächsten Tag auffällt. Jetzt aber ist Abend. Wir sind wieder auf festem Boden. Unsere Beine schwanken und sind etwas gummiartig, aber sie tragen uns bis ins Quartier und ins Bett, das irgendwie auch zum Boot wird, uns aber sicher in den Schlaf wiegt.

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Wolkenspiele und Wasservorhänge