Sandregenpfeifer

 

Der Merlin im Nebel

20.Juni 2006

Merlin
Merlin

An diesem Tag machen wir uns auf die lange Strecke nach Egilstadir. Lutz muss die ganze Strecke fahren, weil Uta das Halsweh gepackt hat. So wechselhaft wie der eigene Temperaturhaushalt ist auch das Wetter draußen, mit einer Bandbreite aus wärmender, fast überhitzender Sonne, Graupel und  Sturm und Nebel. In diesem taucht kurz und schemenhaft auch der seltene Merlin auf, der uns bisher nur als Bild auf dem Schornstein der Norröna begegnet ist.

Und wir haben deshalb aus gutem Grund darauf verzichtet, unserem Reisebericht den Titel „Auf den Spuren des Merlins“ zu geben. Wenn, dann nur und allerhöchstens: Merlin, flüchtig. Denn es wird die einzige Begegnung mit dieser Vogelart bleiben. Dafür haben sich die Schneehühner der Region verabredet, für uns zum Phototermin an der Straße zu sitzen und lethargisch mit ihren roten Augenbrauen zu winken. Was zuvor selten war, wird an diesem Tag fast vertraut und alltäglich.

Die Strecke ist atemberaubend und führt an einer Küste mit Felsen entlang, wo wir Alpenstrandläufer, Raubmöwen, Sandregenpfeifer und Seeschwalben beobachten.

Noch einmal kommen wir nach Vöpnafjördur, unserem Übernachtungsplatz des ersten Tages auf Island. Fast wehmütig ist uns zumute, als wir bei einem  kurzen Abstecher zu „unserem Zeltplatz“ auf die Wiese blicken, wo wir unsere erste Islandnacht verbracht haben. Inzwischen sind die Lupinen knallblau aufgeblüht. Nach einer Rundtour durch das Städtchen entschließen wir uns, unserer Anfangsroute zu folgen und über den Pass nach Egilstadir zu fahren.


Ab da heißt die Handlung dieses Tages nicht mehr „Merlin im Nebel“ , sondern einfach nur „Nebel“. Nebel vor uns, unter uns, hinter uns, NEBEL pur. Er legt sich über die Straße, wie ein dickes Wolltuch, von Trollen gewoben, um Wanderer in Schluchten stürzen zu lassen. Oder haben Elfen das dichte Gespinst gewoben, das uns die Sicht nimmt, um ein Spiel zu treiben? Wir zählen in Metern, die Grauni sich nach oben kämpft. Und wir können nur hoffen, dass kein schnelleres Auto oder Bus hinter uns auftaucht, langsam, wie wir sind. Dann sind wir oben, und bald reißt unter uns die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf das Flußdelta preis. Die Berge, die wir durchquert haben, sind dunkelgrauschwarz im Nebel, allmählich bekommen wir wieder mehr Sicherheit unter die Räder.

Auf dem Weg durch das Tal von … Erleben wir noch mal Islandpferde. Rechts von uns Stuten, ein Wirbel aus Mähnen, buntscheckigem und fuchsfarbenem Fell und glänzenden Augen. Links ein schwarzbrauner kompaktkräftiger Isihengst, der den Zaun entlang läuft und dann stehen sie sich gegenüber, schauen sich an, getrennt durch Zaun und Straße. Und wir wünschten uns, es gäbe einen Weg hinüber und herüber.   weiterlesen