Der Sperlingskauz
Treffpunkt am Bus
03.05.2016
      
04:00 Uhr morgens ist Treffpunkt am Bus. Wir fahren in den Wald. Die  morgendliche Frische ermuntert uns raschen Schrittes durch den Wald zu gehen.  Nach einigen Kilometern weichen wir vom Weg ab, steigen dann über Geäst und  winden uns durch Gestrüpp. Pjotr weist auf eine Höhle. Wir schauen uns um und  in einiger Entfernung entdecken wir ihn. Den Sperlingskauz, eine Eule, nicht  viel größer als ein Sperling, sitzt in aller Ruhe auf einem Zweig und sonnt  sich. Er ist überhaupt nicht scheu. Dann fliegt er direkt auf uns zu und setzt  sich auf einen Ast über uns. Und schaut uns an.
Der Sperlingskauz jagt gern Kleinvögel des Waldes, wie z.B. Meisen, Laubsänger, Grasmücken etc. Er jagt aber auch kleine Mäuse, auch Insekten und wird allerdings selbst oft Opfer von anderen Greifen und größeren Eulen.

Nach einer Weile entfernen wir uns unauffällig und treten den Rückweg an. Auf dem Rückweg sehen wir noch einen Dreizehenspecht an seiner Bruthöhle arbeiten.
Zurück in Hajnówka, es ist  7:00 Uhr, machen wir erst einmal Frühstück. 
  Der Tag ist noch jung und  wir fahren in ein kleines Feuchtgebiet in der Nähe. An einem Graben singt ein  Schilfrohrsänger, in einiger Entfernung steht ein Kranich und, was ich bisher  noch nie gesehen habe, über einem Feld fliegen über 100 Kolkraben umher! 
             Schilfrohränger Sedge warbler [Acrocephalus schoenobaenus] 
  Kranich Common crane             [Grus grus]
In einem Tümpel rufen Rotbauchunken und am Ufer hüpfen Laubfrösche im Gras herum. Ich entferne eine Zecke, die gemütlich an meiner Hose hochkrabbeln will.
    Rotbauchunke uropean fire-bellied toad [Bombina bombina]; Laubfrosch European tree     frog [Hyla arborea] 
Für den Abend haben wir wieder einen Termin im besagten Restaurant vereinbart. Vorher machen wir uns auf den Weg in den Urwald von Białowieża.
 Nassstelle im Wald
Wir haben immer noch keinen einzigen Wisent sehen  können. Sollten wir Pech haben und es lässt sich kein einziges dieser  urtümlichen Rinder blicken? Trotz einheimischen Führer? Wir sperren die Augen  auf. Wir sind hochangespannt und schauen auf alles, was im Entferntesten an ein  Rind erinnert, dunkelbraun ist und einen Buckel hat. Vielleicht haben wir auch  nur die im Wald gut getarnten Tiere übersehen? Oder an den falschen Stellen  geschaut? Lediglich einige Wildschweine und Rotwild flüchten vor uns. Wir  laufen etliche Kilometer in den Wald hinein, vorbei an Lichtungen und Wiesen,  an alten und weniger alten Dunghaufen der Rinder  vorbei. Alles das sind potentielle  Aufenthaltsgebiete und Indizien für die Anwesenheit der Wisente. Aber wieder ist  nichts zu sehen. 
Wir geben auf und fahren Richtung Gaststätte. Die Natur ist eben nicht  berechenbar. Da heute unser letzter Tag im Gebiet von Białowieża ist, werden  wir wohl nach Hause fahren müssen, ohne einen Wisent gesehen zu haben. Ich bin  enttäuscht, waren die Wisente doch ein Hauptgrund für mich, die Reise nach Ostpolen  anzutreten!
Dann ein Ruf von Pjotr. Der Bus stoppt und neben uns  auf einer Lichtung steht ein ausgewachsener Wisentbulle. Der schaut überrascht,  wir auch. Der Bulle besinnt sich und läuft davon. 
Wir haben zwar versucht Fotos zu machen, aber wie meistens in solchen Situationen  gelingt keine vernünftige Aufnahme.

Wisent European bison [Bos bonasus]

Der scheue Wiesent läuft davon
Dennoch sind wir (ich) erleichtert und fahren zufrieden zum Restaurant und beenden hiermit die Zeit im Urwald von Białowieża. Morgen fahren wir weiter zu den Ufern der Biebrza.
 
        
        
        
        





