Goldregenpfeifer

 

Island

8.Juni 2006

Die Faröer mit ihren Felsen bilden das Tor hin zum offenen Atlantik. Der wird noch stürmisch in der Nacht und das Schaukeln in der Kabine mit ist recht heftig. Draußen stürmt es und wir sind für jeden Euro froh, der sich ja jetzt als gut investiert erweist. Der Morgen begrüßt uns mit Sonne. Und bald taucht vor uns eine Alpenkulisse aus dem Meer, als ob man die Berge, die wir von unserem Wohnzimmer aus sehen, ins Nordmeer verpflanzt worden wären. Schneeberge und blaues Wasser unter blitzblauem Himmel.

Island
Island

Die Wetterprognose, nach der es ab jetzt ein Hoch für Wochen geben soll, scheint richtig und stimmt uns zuversichtlich. Und dann sind wir da – Seydisfjördur, der Hafen, in dem unsere Fähre jetzt für Stunden sesshaft wird, bis sie sich wieder auf große Fahrt macht.

Aber ohne uns, denn wir nehmen Kurs auf Egilstadir und unsere erste Etappe am ersten Tag an unserem Traumziel. Egilstadir ist ein betriebsamer Ort mit Tankstellen, Supermärkten. Wir heben isländische Kronen ab und decken uns mit Lebensmitteln ein, isländische Tomaten, Käse, Kräcker, die Schafmilchsourcream Skyr, Brot, Grillwurst. Nur nach Gaskartuschen zum Einstechen suchen wir vergebens.

Da wir irgendwann keine Lust haben, in den verschiedenen Läden nachzufragen, wenden wir unseren Gra´ni Richtung Ringstraße und beschließen antizyklisch gegen den Uhrzeiger und Richtung Nordosten, über den Myvatn Island zu umrunden.

Die Hauptkarawane wendet sich nach Südwesten, Richtung Reykjavik. Angeblich soll dort das Wetter besser sein. Bald sind wir nur noch wenige Fahrzeuge auf der gut ausgebauten 1. (Ringstrasse). Brücken führen über Fjorde und geben den Blick auf eine tiefeingeschnittene Schlucht mit obligatorischem Wasserfall frei. Wir haben an diesem Tag noch vor, über eine kleinere Straße zum nächsten Küstenort Vöpnafjördur zu fahren, dort ist ein Campingplatz eingezeichnet. Einige Stunden später wird uns klar, dass wir Island wohl nicht umrunden werden. Nein, wir haben keine Autopanne. Es ist unsere vierte Uferschnepfe, unsere dritte Bekassine, unsere fünfte Raubmöve unser sechster Regenbrachvogel. Wir haben aber immerhin 20 Kilometer zurückgelegt...

Wir sind die einzigen auf weiter Flur, können so immer wieder bequem rechts heranfahren, Und Gegenverkehr kündigt sich sowieso von weitem durch eine Staubwolke an, da die Strasse, besser Piste, nicht asphaltiert ist. Als Lutz mit Spektiv und Kamera im Windschatten des Autos hält und eine Raubmöve photografiert, hält ein isländischer Farmer, so Ende 20. Er will wissen, ob wir eine Panne haben und schaut dann auch mal durch unser Fernglas. Seine Eltern hätten auf ihrer Farm auch solche Vögel, erklärt er. Islands Farmer heißen ganz offensichtlich nicht nur Schafe, Islandponies ihr eigen, sondern zur Farm gehören in ihrem Verständnis alle Tiere, die dort auch ihr Quartier haben, von der Eiderente bis zur Robbe.

 

Bei einem Mittagspicknick mit Cräckern und Käse ulnd Tee spenden wir die letzte Tassee den Elfen und Trollen, mit der Bitte, uns gewogen zu sein und möglichst viele interessante Vögel über den Weg zu schicken.
Die Elfen und Trolle sind uns offenbar auch gewogen, als wir mit Gra´ni den ersten, etwas überraschenden Pass überwinden, Hellisheidi.

 

Die Schotterpiste windet sich Kurve um Kurve nach oben, unter uns liegt das Flußdelta mit schwarzem Sand, blauem Meer und schneebedeckten Gipfeln. Und fast vermutet man, dort unten, wie in einem meiner Phantasy-Bücher Staubwolken von Reitern zu sehen oder Eragons fliegenden Drachen Saphira.

Doch jetzt wieder Konzentration auf die Straße! Die führt jetzt abwärts, auf neue Horizonte zu. Und die Ablenkungen sind sowieso links und rechts reichlich vorhanden, mit Wasserfällen, tollen Ausblicken und Eissturmvögeln.

Dann, endlich kommen wir zu unserem ersten Zeltplatz, nach Vöpnafjördur.  Der Ort räkelt sich verschlafen am Fjord, schnurrt im Takt der zahllosen Rasenmäher. Unser Zeltplatz ist eine große Wiese, mit Holzhäuschen zum Waschen, Spülen, Duschen und der Toilette – und einem Grillplatz. Da wir die ersten sind und vorerst die Einzigen, können wir unseren Platz aussuchen und fangen nach dem Aufbau des Zelts mit dem Grillen an. Da wir immer noch keine Gaskartuschen haben ( danke dem Reisebüro für den wirklich ausgezeichneten und sinnlosen Tipp, sie erst in Island zu kaufen ) kochen wir unseren Tee in Cowboy-Manier auf dem Grillfeuer. Dazu Würstchen und Senf.MixedPickle.

Eissturmvögel
Eissturmvögel

Obwohl es in dieser Nacht nicht dunkel wird und die Fischfabrik gegenüber gegen vier Uhr morgens zu wahrer Form aufläuft, schlafen wir tief und fest.   weiterlesen