Gabelracke

        Reisebericht Äthiopien 2011

                Uta und Lutz Schmechta

Grüne Meerkatze
Schwarzkehlchen
Textorweber
Textorweber

Simienwolf

21.April.2011

Die Meerkatzenmafia – und andere Attacken

Textorweber
Bild [6.1] Textorweber | Village Weaver |
Ploceus cucullatus

Die Morgenexkursion führt uns hinunter zum Fluss zu einem großen Baum mit einer Textorwebervogelkolonie. Viele Nester sind bereits fertiggestellt, bei anderen haben die Bauherren – das sind immer die  Männchen -  gerade erst mit dem Flechten begonnen, manche Nester sind halbfertig, aber anscheinend aufgegeben. Als ein Weibchen sich nähert, bricht hektische Betriebsamkeit aus. Jedes Männchen preist sein Bauwerk an, der ganze Baum lärmt und tobt. Dann kehrt gespannte Stille ein, während sie eines der Nester inspiziert. Wen wird sie erwählen?
In dem großen Park des Hotels herrscht überhaupt Betriebsamkeit- so warten 30-40 Meerkatzen auf Fütterung aus Essensresten. Am Morgen schon hat eine junge Meerkatze in unser Zimmer geschaut und den Balkon anderen gegenüber mit Keckern und Zischen als „Hau ab, das ist mein Revier“ abgegrenzt.

Die Meerkatzenmafia, so haben wir es genannt, tritt mit Mütterclubs und Halbstarken-cliquen auf. Mit ihren Säuglingen an der Brust setzen die Weibchen auf das Mitgefühl mit stillenden Mamas, sie werden aber furios und rigoros, wenn sie einen Vorteil erspähen, sprich, eine geöffnete Zimmertür und eine Tüte reifer Mangos und Bananen. Schon am Vorabend haben sie Beute bei unseren Nachbarn gemacht, heute morgen sind wir dran. Lutz will  die Bananen nur auf den Vordersitz legen. Das ist die Chance. Denn die eine Meerkatze, die Baby an der Brust, ins Wageninnere starrte, nutzt entschlossen die Gelegenheit, dass die Bananen kurze Zeit außerhalb des Autos in Reichweite sind. Auch die Halbstarken profitieren.

                 

Und wenn es nur eine Bananenschale ist. Die Meerkatzen sind überall. Prasseln zeigt an, dass sie in den Bäumen herumturnen und leere Schalen von irgendetwas nach unten schmeißen. Auf den Motorhauben schälen sie grüne Orangen und bekleckern den Lack mit Orangensaft, der ihnen die Pfoten und Mundwinkel herabläuft. Die Schalen lassen sie natürlich auch liegen.
Bevor auch eine Geldbörse Beine bekommt und oben im Baumwipfel unerreichbar wird, starten wir. Unser nächstes Ziel liegt rund 2000 m höher in den Bole Mountains. Unterwegs kommt es zu (bei Uta) Attacken durch Bauchkrämpfe, die hinter einer Böschung abtauchen lassen, um gerade noch rechtzeitig Deckung und Erleichterung zu suchen. Dann ist alles wieder ruhig. Die anderen Geländeautos haben ebenfalls gehalten, weiter vorne führt die Straße über einen Fluss und der bietet etliche ornithologische Kostbarkeiten [Rotkehlpieper, Klunkeribis, Erlanger Rotkappenlerche, Theklalerche], so sind uns alle dankbar, dass wir – aus welchem Grund auch immer – gehalten haben.

Danach geht es im nächsten Ort zur Mittagspause. Das Restaurant verfügt über einen lauschigen Toilettenbereich mit interessantem Waschbecken. Von Zeit zu Zeit weht der Duft frischgerösteten Kaffees herüber, was angesichts der anderen Gerüche dankenswert ist. Nach dem Balanceakt in der dunklen Toilettenkabine, zuhalten, festhalten, stehenbleiben, fluchtartig raus, ist der Garten des Lokals eine Erfrischung. Die Gruppe vertilgt derweil Spagetti oder Scrambled Eggs. Die hübsch in rote Gewänder gekleidete junge Toilettenfrau wird mit einem erklecklichen Betrag in Birr bedankt.

Rindermarkt
Bild [6.4] Rindermarkt

Unsere Fahrt führt uns weiter durch belebte Ortschaften ( mit Umleitung über den Viehmarkt ) und über waghalsige Pass-Straßen mit phantastischem Blick. Der Höhenmesser eines unserer Mitreisenden erklärt, wir befänden uns mittlerweile auf 3500 m Höhe. Der Staub entgegenkommender Laster nimmt immer wieder vorübergehend die Sicht. Als die Staubwolke sich verzogen hat, steht da ein junger Mann und hält in der rechten Hand ein kleines weißes Hühnerei entgegen und in die Höhe. Und in drei Tagen ist Ostern.

Über Pass-Straßen geht es wieder abwärts, die blauen Schatten wandern die Berghänge hinauf – gemächlich ziehen Kühe über die Steppe – gefolgt von einer Frau im wehenden schwarzen Umhang. Durch die Dörfer, die wir passieren, zieht der Hauch von Kaffee. An den Straßenrändern glimmen Kochfeuer. Jetzt, wo die Menschen sich in ihre Hütten zurückziehen, ist die Stunde der Nyalas gekommen. Sie steigen von den Hängen herunter in die Ebene, um zu äsen. Auf der einen Straßenseite 5- 10 weibliche  hellbraune Tiere und auf der rechten Seite die zwei stattlichen dunkelbraunen Böcke mit ihren hübschen gestreiften Gesichtern.

Nyala
Bild [6.6] Bergnyala | Mountain Nyala |
Tragelaphus buxtoni

Und dann erspähen wir sogar, ebenfalls dank unseres Fahrers, noch einen Serval. Inzwischen ist Dunkelheit hereingebrochen. Abiy fährt uns sicher durch die Nacht, in der auf der Straße noch viel los ist, Pferdekarren, aber ohne Rücklicht, Menschen, aber alle eben nur als Schatten. Auch das Bale Shebele Hotel liegt gerade wegen Stromausfall im Dunkeln, als wir ankommen. Mit Taschenlampen wir durch die weitläufigen Innenhöfe. Unser Zimmer liegt an einem dieser Innenhöfe. Die Luft fühlt sich frisch und angenehm an. Unten stehen wir mit Taschenlampen, oben leuchtet ein Meer von Sternen, der Orion, das Kreuz des Südens.
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